Deutsch - Russische Zusammenarbeit 15 Jahre erfolgreiche Arbeit

Namensgeberin des Hilfswerkes ist die Gemahlin des letzten russischen Zaren Nikolai II und Prinzessin von Hessen Darmstadt, welche mit ihren gemeinnützigen Taten und Bestrebungen zugleich auch Symbol der guten Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Russland ist.

Ansprechpartner des Hilfswerkes ist Frau Nadja Oppenländer. Mit viel Hingabe betreut sie den Verein und beantwortete im Folgenden einige Fragen zu ihrer Arbeit und der des Hilfswerkes.

Welche Ziele hatten Sie bei der Gründung des Hilfswerkes?

Ein wichtiges Ziel ist die Völkerverständigung und besonders vorrangig ist für uns die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund. Aber auch kulturell geprägte sinnvolle Freizeitbeschäftigungen spielen eine wichtige Rolle in unserer Vereinsarbeit. Dabei werden unsere Angebote stets durch das Jugendamt unterstützt und gefördert.

Was bietet das Hilfswerk den Bürgern an?

Wir bieten verschiedene Angebote für Kinder und Jugendliche sowie für die Familien. Für die Eltern gibt es Seminare mit Blick auf die Kindererziehung oder das Bildungssystem. Für die Großeltern gibt es beispielsweise das kostenlose Kommunikationstraining Deutsch oder Treffen, bei denen sie sich miteinander austauschen können, aber auch ihre Erfahrungen  an die jüngere Generation weitergeben können.

Im Besonderen sind uns die Förderungsprogramme wichtig, so gibt es für kleine Kinder die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung, der Sprachausbildung und Kreativität. Für Schulkinder jeder Nationalität findet die Hausaufgabenhilfe statt. Durch die sprachlichen Barrieren können die Eltern die Kinder bei den Hausaufgaben nicht immer unterstützen. Außerdem gibt es in vielen Familien der Kinder häufig Schwierigkeiten beim Verständnis des deutschen Bildungssystems. Dabei ist es besonders wichtig hier im Verein Lehrer oder Studenten zu finden, die den Schülern helfen auf das gleiche Niveau wie ihre aus deutschsprachigen Familien stammenden Mitschüler zu kommen. Viele der im Hilfswerk unterstützten Schüler haben so ihren Schulabschluss erfolgreich gemeistert, was wirklich wichtig ist, da heutzutage immer noch viele Schüler ihren Abschluss nicht schaffen. Jeder Schüler kann unsere Hausaufgabenhilfe in Anspruch nehmen, da diese in deutscher Sprache stattfindet. Außerdem ist uns die Zweisprachigkeit sehr wichtig, damit die Sprache und Kultur des Herkunftslandes nicht vergessen, Hemmungen hinsichtlich der Herkunft abgebaut werden und  ein Bewusstsein für beide Kulturen entsteht.

Wie stark ist die Nutzung Ihrer Veranstaltungen?

Unsere Kinderfeste werden sehr gut besucht. Bei schönem Wetter finden die Feste auch im Hof des Hilfswerkes statt. Auch die klassischen Konzerte in der Stadtbibliothek oder in der Alten Börse werden stets sehr gut besucht. Dabei wird der gesamten Familie klassische Musik geboten, die für jeden preislich erschwinglich ist.

Aufführung im Hof zum Internationalen Kindertag 06.06.2015

Im August steht unser Ferienlager in Nordhausen an. Dieses dient den Kindern der Erholung aber auch der kreativen Entwicklung durch Gesang, Tanz und Schauspiel. Dort erarbeiten die Kinder aber auch im Rahmen des Projektes „Kultur macht stark“ ein Theaterstück, welches sie später einem Publikum vorführen. Im Oktober findet der bereits zweite Besuch einer Jugendgruppe in Sankt Petersburg statt. Letztes Jahr ist diese Reise sehr gut gelungen, so besichtigten die Jugendlichen nicht nur die schöne Stadt, sondern hatten auch interessante Begegnungen mit russischen gleichaltrigen.

Zudem versuchen wir den Kindern und Jugendlichen viele neue Städte zu zeigen und achten dabei auf Kultur und Geschichte. Vor kurzem besuchten wir mit der, von der Aktion Mensch unterstützten, Jugendtheatergruppe die Stadt Halle, wo wir uns verschiedene soziale, kulturelle und wirtschaftliche Lokalitäten, wie die Franckeschen Stiftungen, das Händelhaus, die Schokoladenfabrik und vieles mehr ansahen.

Was sehen Sie als besondere Leistung Ihres Hilfswerkes in den letzten 15 Jahren?

Wir veranstalten regelmäßig klassische Konzerte zu verschiedenen Thematiken, die dem Leipziger Publikum die deutsch-russischen Musikbeziehungen näher bringen. Thema sind dabei auch russische Komponisten und deren Wirken und Beziehungen zu Deutschland im Besonderen zu Leipzig. Zum Beispiel Anton Rubinstein, der sehr oft in Leipzig als Pianist und Komponist wirkte,  und Felix Mendelssohn Bartholdy, welche zu den Begründern der Konservatorien in Leipzig bzw. St. Petersburg gehörten.

Welche Projekte haben Sie besonders gut in Erinnerung?

Es gab das, von dem Kulturamt unterstützte, musikalische Projekt „Notenspuren Leipzig-Russland“, bei dem wir sechs Konzerte veranstaltet haben. An diesen wie auch den anderen Konzerten nehmen Opernsänger und Studenten der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig teil, welche den Konzerten eine hohe Qualität verleihen.

Zudem ist das Hilfswerk stolz in Tradition der weltoffenen Stadt Leipzig für die russischsprachigen Leser das Buch „Leipzigs Russische Welt“ veröffentlicht zu haben, welches über das Leben und Schaffen der Russen bis zum Ersten Weltkrieg in Leipzig berichtet.

Man könnte jetzt noch viele andere Projekte mit unseren verschiedenen Helfern und Partnern nennen.

Haben Sie Partnerschaften mit anderen Vereinen in Deutschland?

Wir haben viele Beziehungen innerhalb Leipzigs, mit dem Kindergarten in der Eisenbahnstraße veranstalten wir regelmäßig russische Tage mit den Kindern.

Auch in der Stadtbibliothek Reudnitz gab es in Verbindung  mit dem Stadtteilkulturfestival „OSTLichter“ die gemeinsame Veranstaltung  „Familiennachmittag ‚Guten Tag, Russland’“. Innerhalb unseres Hauses gibt es verschiedene Vereine, mit denen wir bereits mehrmals einen gemeinsamen Tag der Offenen Tür planten. Unsere ständigen Partner sind der Internationale Tanzsportverein „Joker“ und der Integrationsverein Leipzig - Brücken der Kulturen e.V. Zudem sind wir Mitglied im Bundesverband russischsprachiger Eltern und im Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband. Meist arbeiten wir mit deutsch-russischen oder russischen Vereinen wie unserem gemeinsam an Projekten. So auch bei den Seminaren für russischsprachige Eltern mit verschiedenen Themen der Kindererziehung und Bildung. Es gab dabei die Projekte „Bildungsbrücken: Aufstieg“, das Projekt „MIGELO“ um Eltern Hilfe zu bieten oder das Projekt „MIGOVITA“ für Jugendliche zur Berufsorientierung. Außerdem haben wir uns an dem Projekt „Leipzig. Ort der Vielfalt“, den Interkulturellen Wochen in Leipzig oder dem Neustädter Frühstück beteiligt.

Gibt es auch Partnerschaften im Ausland?

In den letzten Jahren waren bei uns Gruppen aus Samara und aus Barnaul (Russland), welche über einen längeren Zeitraum in Deutschland blieben. Auch aus Kiew hatten wir bereits Besucher. In diesem Jahr sind wir auf Grund der schwierigen politischen Situation nicht sicher ob wir Besucher empfangen, aber wir werden auf jeden Fall noch ins Ausland reisen.

Welchen Problemen steht Ihr Hilfswerk im Alltag immer noch gegenüber?

Uns stehen in den letzten zwei Jahren weniger Mitarbeiter als bisher durch Maßnahmen der Bundesagentur für Arbeit und derzeitig keine Bundesfreiwilligen zur Verfügung. So haben wir weniger Mitarbeiter, die mehr schaffen müssen. Aber auch finanziell muss der Verein immer kämpfen, da die Unterstützungen der Ämter nicht immer ausreichen. So wird es für uns schwerer viele Vorhaben und Projekte zu verwirklichen.

Können auch interessierte deutschsprachige Bürger Angebote im Verein wahrnehmen oder ihre Hilfe anbieten?

Jeder kann die klassischen Konzerte und Theateraufführungen besuchen oder an den Theaterprojekten der Jugendlichen selbst teilnehmen. Ansonsten ist für jedes Kind die Hausaufgabenhilfe frei zugänglich. Zudem kann jeder, der Interesse an der russischen Sprache hat, diese bei unseren Russischlehrern erlernen oder verbessern.

Als Helfender ist man natürlich auch gern gesehen. So brauchen wir immer Freiwillige, die unsere Besucher bei Briefen und Anträgen unterstützen. Aber auch als Sprachtrainer für die deutsche Sprache können sich Interessierte gern anmelden.

Was wünschen Sie sich zukünftig in Bezug auf die öffentliche Wahrnehmung der Vereinsarbeit durch die Leipziger Bürger?

Wir erhoffen uns noch mehr Interesse für unsere Arbeit. Dann wünschen wir uns, dass die viele von uns in den letzten 15 Jahren geleistete Arbeit und unser Engagement von den Behörden, für deren bisherige Unterstützung wir natürlich dankbar sind, in noch höherem Maße anerkannt wird.

 

Unter www.heiligealexandraev.com finden sich für Interessierte weitere Informationen über das Deutsch-Russische Hilfswerk, Berichte über bisherige Projekte und die einzelnen Angebote

                                                                                                                                     A.P.

Fotoquelle: Archiv Deutsch-Russisches Hilfswerk zur Heiligen Alexandra e.V.

 

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