Workshop zum Thema „Verbesserung der Chancengleichheit im deutschen Bildungs- und Ausbildungssystem für junge Menschen und Eltern mit Migrationshintergrund durch Migrantenorganisationen“
Am 5. Mai 2015 hat der Bundesverband russischsprachiger Eltern mit seinem Kooperationspartner, der MOZAIK gGmbH, einen Workshop zum Thema „Verbesserung der Chancengleichheit im deutschen Bildungs- und Ausbildungssystem für junge Menschen und Eltern mit Migrationshintergrund durch Migrantenorganisationen“ durchgeführt.
Das Ziel des Treffens war, über die Hürden auf dem Weg zur professionellen Berufsbildung und Ausbildung in den russischen Migrantenfamilien, sowie über die Rolle der Migrationsorganisationen dabei, zu diskutieren. Der Workshop fand im Rahmen des von der MOZAIK organisierten bundesweiten Transferprojekts „Interkulturelle Netzwerke-Bildungsbeauftragte für junge Menschen“, welches vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, statt. Ziel des Projekts ist die Umsetzung des (Inter-)Cultural Mainstreaming Ansatzes u.a. zur Einbeziehung von Migrantenorganisationen in regionale Netzwerke im Bereich „Übergang von der Schule in den Beruf“ und „Nachholen von Ausbildungsabschlüssen durch Nachqualifizierung“, um die regionalen Strukturen zur nachhaltigen beruflichen Integration von jungen Erwachsenen mit und ohne Migrationshintergrund zu verbessern.
Berufliche Ausbildung ist eine anerkannte Lösung für das Problem der Arbeitslosigkeit. Außerdem wird das deutsche duale Ausbildungssystem als eines der besten in der Welt angesehen. Dennoch wissen, wie zahlreichen Teilnehmer/-innen des Seminars bemerkt haben, viele russischsprachige Migranten die Vorteile und Perspektiven, die das Berufsausbildungssystem Deutschlands bereitstellt, nicht zu schätzen. Hier ist die Rede nicht nur von der mangelhaften Noten und Wissensmangel im Bereich der Berufsorientierung unter den Jugendlichen aus den bildungsfernen Migrantenfamilien. Man zählt dazu auch die Probleme derjenigen, die nach einem Hochschulabschluss streben, weil ihre Eltern es so wollen, und dabei die Ausbildung als eine praxisnahe Alternative, die bessere Einstiegsmöglichkeiten auf dem deutschen Arbeitsmarkt verschafft, oft unterschätzen. Deshalb ist
„unsere Aufgabe als Migrantenorganisation, unsere Eltern und Kinder über die Ausbildungschancen in Deutschland aufzuklären, damit ihre Kinder Karriere machen können“,
sagt Viktor Ostrovsky, der Vorstandsmitglied des BVRE. Die professionelle Berufsorientierung ist auch bei vielen Migranten von Belang, die nach Möglichkeiten für einen Quereinstieg suchen, aber auch für diejenigen, die ihren im Heimatland erzielten Abschluss nicht anerkannt bekommen.
Desweitern orientiert sich die deutsche Bildungspolitik an ein Ideal der Post-Migranten-Gesellschaft, in der, laut Frau Leifert, Referentin beim Workshop und Projektmitarbeiterin bei der MOZAIK,
„Vielfalt nicht als Problem, sondern als Ressource“ betrachtet werden soll.
In diesem Zusammenhang spricht man von der Beseitigung der noch existierenden Hindernisse für Migranten/-innen im Bereich der (Aus)Bildung und auf dem Arbeitsmarkt – was unter dem Begriff „interkulturelles Mainstreaming“ zusammengefasst wird.
Inwiefern können die Migrantenorganisationen zur Verbesserung der Bildungsintegration in der verschiedenen Migrantencommunities mit allen ihren Ansprüchen ihren Beitrag leisten? Dank der mehrjährigen Erfahrung der Mitgliedervereine des BVRE in der Arbeit mit Eltern und Kindern der Migrantenfamilien, haben sie ein großes Vertrauen zu ihnen aufgebaut – sprich das einzigartige soziale Kapital. Einige BVRE Vereine haben langjährige Beratungserfahrung im Bereich der Ausbildungsplatzvermittlung, wobei Mehrsprachigkeit dabei auch beachtet und umgesetzt wird.
Wie sich das Thema weiter in der Zukunft entwickeln wird, hängt davon ab, wie erfolgreich die Positionierung der Migrantenorganisationen – einschließlich des BVRE – in diesem Bereich verlaufen wird. Aber auch die Anerkennung seitens anderer Akteure im Berufsbildungsbereich sowie die Qualifikationen der Mitarbeiter der Vereine werden eine bedeutsame Rolle spielen. Laut Viktor Ostrovsky,
wird vor allem „die Lobbyarbeit mit den potentiellen Arbeitgebern und deren Anerkennung der Rolle des Verbands von großer Bedeutung sein.“
Der BVRE erklärt sich bereit, das Geplante gemeinsamen mit den Mitgliedervereinen umzusetzen, und dabei die Erfahrungen, die sie mit solchen Organisationen wie der MOZAIK gGmbH gemacht haben, auszutauschen, um die Chancengleichheit der Migranten/-innen im deutschen Bildungs- und Ausbildungssystem zu erhöhen.
Von Alevtina Altenhof und Maxim Ryabkov