2025 für den BVRE e.V.: Jubiläum und neue Projekte
Das Jahr 2025 war für den Bundesverband russischsprachiger Eltern e.V. ein besonderes Jahr. Der BVRE e.V. feierte sein 15-jähriges Jubiläum, das mit einem großen Festival in Berlin begangen wurde – als Begegnung von Menschen, Organisationen und Initiativen, die seit vielen Jahren Teil der gemeinsamen Geschichte des Verbandes sind. Gleichzeitig war das Jubiläumsjahr ein intensives Arbeitsjahr: 2025 setzte der BVRE e.V. sieben Projekte um – von der Arbeit mit Jugendlichen und Eltern über gesellschaftlichen Dialog bis hin zur Stärkung von Mitgliedsorganisationen.
Im Jahr 2025 startete zudem ein neues langfristig angelegtes Vorhaben: der Kooperationsverbund für Vielfalt und Zusammenhalt: Chancengerechtigkeit in der pluralen Gesellschaft im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“. In diesem Projekt haben sich sechs Organisationen von Menschen mit Migrationsgeschichte zusammengeschlossen. Ziel ist es, die aktive Beteiligung der Migrationsgesellschaft an gesellschaftlichen und politischen Entwicklungsprozessen zu stärken und gleichberechtigte Teilhabe in einer pluralen Gesellschaft zu fördern.
„Wir haben bewusst mit unterschiedlichen Formaten gearbeitet – einer Fachkonferenz, einem Jugendforum und lokalen Initiativen. So ging es nicht nur darum, über Chancengerechtigkeit zu sprechen, sondern sie praktisch erfahrbar zu machen: im Dialog mit Politik, in der politischen Bildung und in der Stärkung migrantischer Organisationen selbst“, sagt Anastasia Sudzilovskaya, stellvertretende Geschäftsführerin des BVRE e.V. und Leiterin des Projektes.

Bereits im ersten Projektjahr wurden mehrere zentrale Veranstaltungen umgesetzt. Die Konferenz Berliner Talks widmete sich der russischen Desinformation in Deutschland – ihren Auswirkungen auf öffentliche Debatten, dem Vertrauen in Institutionen und Medien sowie Strategien, die ihr wirksam entgegenstehen. Ebenfalls erstmals fand in Berlin das Jugendforum Polit:Next statt, zu dem Abgeordnete des Deutschen Bundestages kamen und mit jungen Menschen mit Migrationsgeschichte direkt über Politik, Migration und ihre Erwartungen an den Staat ins Gespräch gingen. Mitgliedsorganisationen des BVRE e.V. setzten zudem eigene Initiativen um: In Frankfurt am Main arbeiteten Teilnehmende bei Goluboy Wagon e.V. mit Instrumenten Künstlicher Intelligenz für die Vereinsarbeit, bei RODNIK e.V. in Fulda standen spielerische Methoden der politischen Bildung im Mittelpunkt, und Demokrati-JA e.V. in Berlin entwickelte neue Formate zur Arbeit mit Erinnerungskultur. Diese unterschiedlichen Aktivitäten machten deutlich, wie der Kooperationsverbund in der Praxis wirkt – über konkrete Themen, lokale Teams und lebendigen Erfahrungsaustausch.
Im Jahr 2025 ging zudem das Projekt „Dialoge gegen Rassismus für die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts (ImPlural)“ zu Ende. Es startete im Frühjahr 2023 in einer Zeit, in der infolge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine Spannungen, Konflikte und offene Fragen innerhalb der Migrationsgesellschaft deutlich zunahmen. Eine der ersten Auseinandersetzungen betraf die Frage: In welcher Sprache soll gesprochen werden – Russisch, Ukrainisch oder Deutsch? Die Antwort war eine Sprach-Quizform. Dieses Format erwies sich als überraschend treffend und prägte die weitere Projektarbeit. So entwickelte sich Im Plural zu einem Projekt, in dem komplexe gesellschaftliche Fragen über lebendige Formate verhandelt wurden: Quizformate, soziale Spiele, Theater, Stand-up, Talkshows, Filme und Dialogforen.
An dem Projekt waren zahlreiche Referent*innen und Moderator*innen beteiligt. Aus dem Team, das die Formate entwickelte, entstand im Laufe der Zeit die neue Organisation Makosa e.V., die aus dem Projekt Im Plural hervorging und dessen Ansätze in neuer Form weiterführt. Die Veranstaltungen fanden an sehr unterschiedlichen Orten statt – in Rathäusern und Museen, in Cafés und Theatern, in Volkshochschulen, Kirchen, Synagogen und sogar in einem Logensaal. Die geografische Spannbreite reichte von Bremerhaven bis München. Das Projekt ist abgeschlossen, doch das gewachsene Netzwerk und die gesammelten Erfahrungen wirken weiter.

„Ein Jubiläum ist immer ein Anlass, Zwischenbilanz zu ziehen. Im Jahr 2025 haben wir intensiv mit Menschen gearbeitet, für die es wichtig war, nicht als isolierter Teil der Gesellschaft wahrgenommen zu werden, sondern als Teil der demokratischen Gesellschaft in Deutschland – unabhängig davon, ob sie schon lange hier leben oder erst vor Kurzem angekommen sind.
Ich halte diese Arbeit für erfolgreich. Das zeigen uns die Rückmeldungen, die Bewertungen und die Dankbarkeit der Menschen. Im vergangenen Jahr haben sich nahezu alle unsere zentralen Arbeitsfelder weiterentwickelt – die Arbeit mit Eltern und Kindern, politische Bildung im familiären Kontext sowie Angebote für unterschiedliche Altersgruppen.
Besonders deutlich hat sich 2025 die Arbeit mit jungen Menschen verstärkt. Wir haben neue Formate erprobt, mit digitalen Instrumenten gearbeitet und dort angesetzt, wo junge Menschen heute kommunizieren. Die Arbeit unserer Jugendredaktion ist dafür ein sehr gutes Beispiel“, sagt der Geschäftsführer des BVRE e.V., Wladimir Weinberg.
Die Arbeit mit Eltern bleibt eines der zentralen Tätigkeitsfelder des BVRE e.V.. 2025 wurde die Arbeit im Projekt PartEl fortgesetzt, das darauf abzielt, die Beteiligung von Eltern aus Drittstaaten im Bildungssystem zu stärken. Das Projekt wird vom Bundeselternnetzwerk der Migrantenorganisationen für Bildung & Teilhabe (bbt) unter Beteiligung des BVRE e.V. und weiterer Partnerorganisationen umgesetzt. Zu den Ergebnissen zählen zwei zentrale Publikationen: das Handbuch „Migrantische Eltern entscheiden mit“ sowie das Rahmenkonzept „Diversitätsbewusste Elternbeteiligung: Konzept zur Öffnung und inklusiven Gestaltung von Elterngremien in Erziehung und Bildung“. 2025 wurde PartEl mit dem EPA ALCUIN Award der European Parents’ Association ausgezeichnet.
Auch ohne eigenes Projektbudget setzte der BVRE e.V. den Eltern-Club fort – Online-Treffen für Eltern zu Fragen der schulischen und hochschulischen Bildung in Deutschland.
Die Arbeit mit Jugendlichen wurde ebenfalls weitergeführt. Im Rahmen des Projekts Click & Change! entstand der TikTok-Kanal „Besedka_de“, auf dem Autor*innen des BVRE e.V. über aktuelle gesellschaftliche und politische Entwicklungen in Deutschland informieren. Der Kanal zählt inzwischen mehr als 6.000 Abonnent*innen.
Im Projekt „Umweltbewusste Generation: Jugendliche für Umweltschutz und Aufklärung“ entwickelten und testeten Jugendliche mit Migrationsgeschichte das Brettspiel „Saubere Stadt“, das bereits in Jugendgruppen erprobt wurde und derzeit für die Veröffentlichung vorbereitet wird.
Ein weiterer Schwerpunkt des BVRE e.V. ist die Stärkung seiner Mitgliedsorganisationen. 2025 wurden mehrere Trainings angeboten, darunter zu Künstlicher Intelligenz in der Vereinsarbeit sowie zur Organisation von Kinder- und Jugendfreizeiten. Im Rahmen des Projekts MoKoVe fanden zudem drei größere Seminare zu Digitalisierung von Vereinsstrukturen, digitalem Fundraising und zeitgemäßer Kommunikation statt.
Darüber hinaus organisierte der BVRE e.V. im Jahr 2025 drei Bildungsreisen für Vertreter*innen von Organisationen von Migrant*innen. In Wien setzten sich die Teilnehmenden mit Aufgaben und Arbeitsweisen der Vereinten Nationen sowie mit dem österreichischen Umgang mit Geschichte, Demokratie und Menschenrechten auseinander. In Riga – im Rahmen von Erasmus+ – standen das lettische Bildungssystem auf allen Ebenen, Erinnerungskultur und das Verhältnis zwischen Staat und Gesellschaft im Fokus. In Krakau bildeten Erinnerungskultur und der Umgang mit Antisemitismus den thematischen Schwerpunkt. Diese Reisen waren keine klassischen Exkursionen, sondern Arbeitsräume für Austausch, Diskussion und die Entwicklung neuer Projektideen.