Aus Riga mit Ideen: Erasmus+ und Praxisaustausch
Das Team des BVRE e.V. und Vertreter*innen der Mitgliedsorganisationen unternahmen eine Bildungsreise nach Riga. Innerhalb weniger Tage konnten die Teilnehmenden das Bildungssystem Lettlands auf allen Ebenen kennenlernen – von der frühkindlichen Bildung bis hin zur Erwachsenenbildung. Außerdem erhielten sie Einblicke in Bildungsinitiativen, Erinnerungskultur und die Zusammenarbeit zwischen Zivilgesellschaft und Politik.
Wie ist das Bildungssystem in Lettland aufgebaut – vom Kindergarten bis zur Universität und zu Kursen für Erwachsene? Was hilft Pädagog*innen, einem Burnout vorzubeugen, und wie werden Eltern aktiv eingebunden? Welche Bildungsformate bringen tatsächlich unterschiedliche Generationen miteinander ins Gespräch? Diese und viele weitere Fragen standen im Mittelpunkt des intensiven Erasmus+-Programms im Bereich der beruflichen und Erwachsenenbildung.
Ein zentrales Thema war die Anschlussfähigkeit zwischen den Bildungsstufen. In der Kita „Lācītis“ in Jūrmala lernten wir ein digitales System zur Kommunikation mit Eltern kennen. Dieses ermöglicht es, nicht nur den Tagesablauf, sondern auch die Entwicklung des Kindes zu verfolgen sowie Fotos und Rückmeldungen der pädagogischen Fachkräfte zu erhalten – eine echte Partnerschaft zwischen Familie und Bildungseinrichtung.
An der 34. Sekundarschule Rigas wurde über die Herausforderungen des Schulwesens gesprochen. Besonders interessant war, wie Lettland dem Lehrkräftemangel mit Umschulungsprogrammen begegnet. Außerdem berichteten engagierte Eltern, wie sie einen eigenen Verein gründeten, um die Entwicklung ihrer Kinder aktiv zu fördern.
Das Hochschulsystem Lettlands wurde uns an der ISMA University of Applied Sciences vorgestellt – einer Universität mit internationaler Studierendenschaft. Hier sprachen wir über eine gelebte Willkommenskultur, die Diskriminierung vorbeugt und Bildung für Menschen mit unterschiedlichstem Hintergrund sicher und zugänglich macht.

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Erwachsenenbildung. Galina Voskresenska, die Leiterin des Bildungszentrums „BRUS“, teilte mit uns ihre langjährige Erfahrung. Das Zentrum bietet Menschen, die neue berufliche oder persönliche Wege suchen, praxisnahe Kurse und stärkt sie darin, Veränderungen aktiv anzugehen.
Auch außerschulische Bildung spielte eine große Rolle. Wir besuchten das Theaterstück „Oskar und die Dame in Rosa“ und kamen anschließend mit Mitgliedern der Theatergruppe Stadia ins Gespräch. Der Theaterraum wurde hier als Ort erlebbar, an dem Erwachsene schwierige Themen verarbeiten, reflektieren und miteinander besprechen können. Außerdem trafen wir den Filmregisseur Stanislavs Tokalovs, der mit Jugendlichen und Senior*innen arbeitet – Film als Medium für generationenübergreifenden Dialog und zivilgesellschaftliches Engagement.
Im Ghetto-Museum Riga diskutierten wir die Bedeutung der Erinnerungskultur. Die museumspädagogische Arbeit dort sensibilisiert nicht nur für das historische Leid, sondern regt auch zur Auseinandersetzung mit Gegenwartsthemen wie dem Wert des Lebens, gegenseitigem Respekt und gesellschaftlicher Verantwortung an.
Ein weiterer Fokus der Bildungsreise lag auf dem Zusammenspiel von Politik und Zivilgesellschaft. In der Vereinigung der national-kulturellen Organisationen Lettlands (VNKOL) trafen wir u. a. Vertreter*nnen der Deutschen Gesellschaft Riga. Sie berichteten, wie zivilgesellschaftliches Engagement unterstützt wird. Besonders spannend war unser Besuch im Stadtrat von Riga, wo wir eine interaktive Online-Plattform kennenlernten: Bürger*innen können dort eigene Vorschläge – etwa zur Gestaltung neuer Grünflächen – einreichen. Finden diese genügend Unterstützung, werden sie durch die Stadtverwaltung umgesetzt.
Diese Reise war nicht nur eine Gelegenheit, mehr über lettische Bildungsansätze zu erfahren, sondern auch ein Impuls für mögliche Kooperationen. Wir kehrten nicht nur mit Notizen und Fotos zurück, sondern mit vielen Ideen – und dem Gefühl, dass solcher Austausch Räume für neue Verbindungen und gemeinsames Wachstum schafft.