So unterschiedlich sind russischsprachige Eltern

Olga Groznaya · 

Vor genau 30 Jahren wurde der Internationale Tag der Familie, der jährlich am 15. Mai gefeiert wird, von den Vereinten Nationen ausgesprochenen. Familie zeigt sich in einer Vielzahl von Formen. Familie steht im Mittelpunkt der Arbeit des Bundesverbandes russischsprachiger Eltern. Zum Tag der Familie haben wir mehrere Fotos und Geschichten in unserem Album gesammelt.

Alexander und Angelina haben sich beider Armee kennengelernt. Alexander diente in der Bundeswehr, Angelina arbeitete in einer Abteilung des Verteidigungsministeriums. Ihre Familien sind in unteschiedlichen Jahren als Spätaussiedler aus Kasachstan nach Deutschland gezogen. Alexander stammt aus dem zentralen Teil Kasachstans und Angelina aus dem Süden. Heute hat die Familie vier Kinder. Sie planten drei, aber dann wurden plötzlich Zwillinge geboren.

Die Familie lebt in der Nähe von Gießen und die Kinder besuchen das Deutsch-Russisches Zentrum "Integration, Bildung, Sozial, Kultur" e.V. "Ich bin mit meinen Eltern im Alter von drei Jahren gekommen, also habe ich Russisch selbst gelernt. Ich möchte, dass meine Kinder die Sprache behalten", sagt Angelina. Die Familie glaubt, dass das Geheimnis des Familienglücks in gegenseitigem Verständnis liegt und um dies zu erreichen, muss man miteinander über alles sprechen.

Dieses Foto zeigt die Bar Mitzwa (Feier der religiösen Volljährigkeit) des 13-jährigen Elias Levin. Seine Mutter Evgenia ist in den öffentlichen Organisationen von Frankfurt am Main und Deutschland bekannt.

Evgenia kam als Kind aus Odessa nach Deutschland. Ihr zukünftiger Ehemann und seine Eltern verließen Moskau und zogen nach Israel. In Deutschland studierte er in Bremen. Evgenia und Alexander haben sich auf einer Website für jüdische Jugendliche im Internet kennengelernt. Sie leben jetzt in Frankfurt am Main und Elias hat einen jüngeren Bruder Rouven. "Unser Geheimnis des Glücks sind gleiche Vorstellungen von Familiesein und Familienleben", sagt Evgenia.

Evelina Chayka ist eine der herausragenden Vertreterinnen der russischsprachigen Community in Deutschland. Evi war im Vorstand des Quarteera e.V. tätig, jetzt baut sie eine neue Organisation auf.

"Ich bin 36 Jahre alt, meine Frau ist 37 und wir sind seit 16 Jahren zusammen. Wir kommen aus St. Petersburg, ich bin ein paar Jahre früher weggezogen, aber ich bin oft zum Studieren zurückgekommen und habe dort meine zukünftige Frau kennengelernt."

Ein Jahr lang haben wir uns gegenseitig besucht und ein weiteres Jahr haben wir daran gearbeitet, dass sie zu mir nach Deutschland ziehen kann. Es war klar, dass eine Familiengründung in Russland leider nicht möglich war.

Wir haben eine geliebte Tochter, sie ist 7 Jahre alt und wurde in Berlin geboren. In ihrer Geburtsurkunde stehen zwei Mütter.

Amin Boubacker kam mit seinen Kindern nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine nach Deutschland. Kurz vor dem Krieg hatte er seine Frau beerdigt. Amin erzählt:

"Familie ist eine kleine Welt innerhalb der Welt. Unsere Welt entstand am 14. Februar 2010, als Lila und ich geheiratet haben. Sie war Ukrainerin, ich kam aus Tunesien. Sie war Christin, ich bin Muslim. Diese ethnische Mischung schuf eine einzigartige Atmosphäre in der Familie.

Am Anfang hatte jeder sein eigenes Essen, dann gab es eine gemeinsame Speisekarte. Die ukrainische Küche bekam östliche Einflüsse: scharfer Borschtsch, gebratene Pelmeni und Klöße, saurer Borschtsch in Tomatensoße... Wir haben stundenlang geredet, es war unser spirituelles Vergnügen. Unsere Ehe schuf eine ukrainisch-östliche Allianz, in der Gerichte, Sprachen, Feiertage, Kulturen und Traditionen vermischt wurden, und das alles in einer harmonischen und freundlichen Atmosphäre.

 

Der kulturelle Unterschied war kein Hindernis für uns, um unsere eigene und gemeinsame Welt zu schaffen. Wir haben unsere Mutter verloren, aber das Ergebnis unserer gemeinsamen Arbeit mit ihr hält die Familie, die Kinder und die gesunde ukrainisch-östliche Kultur aufrecht.

Jetzt lebt Amin mit seinen Kindern in Düsseldorf und nimmt aktiv an der Arbeit der deutsch-ukrainischen Organisation de.Perspektive teil.

Drei Generationen der Familie Zuyev-Titkov sind heute zusammen. Kira und Alexander kamen 2003 mit ihrer Tochter Lana nach Deutschland. Lanas Ehemann Anil hat türkische Wurzeln. Nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine mussten die Großmütter Svetlana und Riva nach Deutschland fliehen.

Heute spricht die Familie fünf Sprachen: Deutsch, Ukrainisch, Russisch, Englisch und Türkisch. Gemeinsam lieben es Vertreter verschiedener Generationen , zu kochen, zu singen und Musik zu hören, Brettspiele zu spielen und zu reisen. Sie glauben, dass das Geheimnis des Familienglücks Akzeptanz, Verständnis, Respekt und Liebe ist.

Die Einstellung zur Familienzusammensetzung und zum Status - ob es eine registrierte Ehe gibt oder nicht - ändert sich mit der Gesellschaft. Eines bleibt jedoch unverändert: Die Familie kann eine Quelle von Stärke, Unterstützung, Wertebildung und kultureller Entwicklung sein.